Montag, 18. September 2017

Davor und Danach

Wie ist das so, Kinder zu haben? Hat sich das Leben verändert? Hinterher stellt einem niemand mehr diese Frage. Ist eigentlich logisch, denn diejenigen, die Kinder haben, kennen die Antwort, die anderen kommen gar nicht auf die Frage, weil ihnen die Vorstellung von davor und danach fehlt. Ich selber frage mich das gelegentlich, denn ich befinde mich in einer Phase des Alltag ablebens statt erlebens. Die Tage, Woche, Monate streichen ins Land, das kennen Sie ja möglicherweise, und die Kinder wachsen täglich 3 Zentimeter (na gut nicht täglich, aber das Mädchenkind braucht momentan nur 6 Wochen dafür). Also, wie ist es? Wunderbar, antwortet man, schliesslich liebt man die eigene Brut mehr als alles auf der Welt. Aber ist es das wirklich? Ich bin Tag und Nacht fremdbestimmt und wenn ich mich dem widersetze, plagt mich das schlechte Gewissen. Gleichzeitig habe ich plötzlich viel zu verlieren und kann es dennoch wenig beeinflussen, dass dies nicht passiert.
Während der Schwangerschaft bekommt man viel zu hören über das bevorstehende Leben. Ein Dauerbrenner ist der gute Rat, die verbleibende Zeit zu zweit zu geniessen. "Geht nochmal ins Kino" oder auch gern gehört "schlaft so richtig schön aus" (übrigens zu einem Zeitpunkt, bei dem man als hochschwangere Frau eh nur noch homöopathisch schläft). Alles für die Katz ihr lieben Leute mit den weisen Ratschlägen! Wenn ich etwas im Überfluss habe, kann ich es nicht geniessen, geht nicht (und wenn mich das eifrig werkelnde Böhnchen im Bauch ständig auf diverse Nervenden tritt auch nicht ausschlafen...).

Aber stärker hat mich die allgegenwärtige und bedrohlich ausgesprochene Prophezeiung beschäftigt "das Leben verändert sich total". Da wacht der kleine Rebell in mir auf, denn grundsätzlich bemühe ich mich, bei solchen Lebensweisheiten genau das Gegenteil der groben Masse zu empfinden. Zugegebenermassen gelingt das nur selten, denn meistens beruhen diese Weisheiten doch auf einer Menge Leben und Erfahrung und am Ende bin ich auch nur ein Mensch. Aber bei dem Thema "das Leben verändert sich total" sträuben sich mir die Nackenhaare. Denn irgendwie impliziert es für mich, dass es mit Kindern ein neues Leben gibt und das wäre ja wirklich schade um mein altes.

Ist es denn mit Kindern so anders? NATÜRLICH ist es anders mit Kindern. Man stelle sich eine WG mit einem exzentrischen, narzisstischen und grobmotorischen Künstler vor. Der sagt auch nur etwas Nettes aus Berechnung, dass ich dann am nächsten Tag wieder seine Wäsche zusammen lege. Es ist eine neue Ebene körperlicher und psychischer Belastung, die nur Personen in sehr sehr verantwortungsvollen Positionen (oder mit Kindern) nachvollziehen können. Und die CEOs dieser Welt können kündigen, Eltern können das nicht. Mein kleiner Rebell tobt, aber die Klugscheisser hatten alle Recht - es ist anders. Es ist aber nicht so anders anders. Schliesslich gibt es eine Menge Eltern und die Evolution macht es uns nicht schwer. Ich kann mir vorstellen, dass es Schicksalsschläge gibt, die einen wesentlich tiefer im Kern erschüttern und verändern.

Ich fühle mich nicht anders an als vorher. Ich habe selber in der Hand, was ich daraus mache. Wenn meine Interessen und Leidenschaften in keiner Form kompatibel zu einem Alltag mit Kindern wären, hätte ich mir vermutlich keine zugelegt (oder zumindest wäre es nicht sonderlich clever gewesen). Mein Fazit? Ja, das Leben hat sich verändert. Aber Leben verändert sich, das ist normal.
Wie ist es, Kinder zu haben? Spannend, wenn man sich selber deutlich in der Persönlichkeit der Kinder wieder findet. Fordernd, weil man immer Chef ist und die Verantwortung nicht abgeben kann. Aber viel cooler ist das Gefühl, dass ich nun Kindheitserinnerungen "mache". Ich darf eine Kindheit erleben, darf Rituale gestalten und sehe es aus der Eltern-Perspektive. Das hat mir vorher niemand gesagt. Aber ich hätte es mir vermutlich auch nicht vorstellen können.

Montag, 11. September 2017

Mit lachendem und weinendem Auge

Hallo Internet, hier bin ich und versuche es mit therapeutisch-öffentlichem Schreiben: Um die kleinen Freuden des Alltags einzufangen und die etwas grösseren Aggressiönchen weg zu lächeln. Danke Frau Mutti für den Anstoss!

Davor und Danach

Wie ist das so, Kinder zu haben? Hat sich das Leben verändert? Hinterher stellt einem niemand mehr diese Frage. Ist eigentlich logisch, denn...